Puh, das ist das erste Mal, dass ich erstmal meine Erinnerung zusammenkratzen und mich sammeln muss, bevor ich einen Eintrag schreibe. Genau ein Monat ist seit meinem letzten Post vergangen und es ist so ultra viel gewesen. Bitte verzeiht, dass die Posts gerade eher selten kommen, das wird sich jetzt eventuell wieder ändern aber dazu später mehr. Bestimmt vergesse ich jetzt schon die Hälfte, aber ich versuche, von allem zu berichten.
Lys Konferenz in Dunedin war ja speziell für mich eine Woche, in der ich wirklich gar keine Verpflichtungen hatte. Deshalb war es umso krasser, als wir in Auckland ankamen und es auf einmal so viel zu tun gab! Ähnlich wie in Australien wollte eine Steuernummer her, ein Bankkonto und auch ein Van. Obwohl ich ganz ursprünglich dagegen war, dass wir uns einen Auto holen, haben mich Berichte von analogen Freunden und digitalen Fremden im Internet immer mehr überzeugt, dass Neuseeland mit einem Van erkundet werden muss, in dem man schlafen kann. Neben dem offensichtlichen Vorteil, dass man sich die Miete spart – zahlreiche Campingplätze sind für self contained Autos kostenlos – gibt es nur mehr schlecht als Recht einen öffentlichen Nah- und Fernverkehr, eigentlich nur Fernbusse. Die fahren einen jetzt nicht unbedingt zum nächsten Geysir den man sehen möchte.
Insbesondere nach der Aufforderung von Philipp und Jasmin (zwei Freunde aus der schwäbischen Heimat, die auch ein Jahr in Neuseeland verbringen und einen Monat vor uns gelandet sind), dass wir uns einen self contained Van kaufen sollen, haben wir uns dazu entschlossen. Self contained bedeutet, dass in dem Auto eine Spüle, ein Frischwassertank, ein Abwassertank und eine Toilette untergebracht sind. Das erfüllen die riesigen Wohnwägen easy, bei den kleineren Vans ist etwas mehr Kreativität gefragt, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Es drehte sich also alles erstmal viel um die Autosuche und einiges anderes und es drehte sich sehr schnell. Es war auf einmal so viel zu tun und nur noch so wenig Zeit. Besonders ich hatte das starke Gefühl, dass uns beim Autokauf die Zeit wegrennt. Wir kamen ja Ende August an, das ist hier sehr früher Frühling. Da sind die meisten Autos noch sehr gut bezahlbar, aber mit jeder Woche, die vergeht, steigen die Preise. Darauf wurden wir zumindest erstmal von jedem im Fat Cat hingewiesen, dem Hostel, in dem wir unsere Nächte in Auckland verbracht haben. Wir sollten ja schnell ein Auto kaufen, da die Saison demnächst beginne und die Preise für Autos explodieren würden.
Ein paar Worte zum Fat Cat sollten vielleicht auch noch fallen, auch wenn das jetzt den meisten von euch eh nichts sagt, es ist vielleicht eher für uns selbst. Wir kamen ja da hin und hatten eine geradezu mystische Vorstellung dieses Ortes in unseren Köpfen. Ich noch mehr als Ly denke ich, weil ich mir 2,5 Jahre meines Lebens von Natalie in beide Ohren habe schwärmen und weinen lassen, wie traumhaft das Fat Cat ist, was für tolle Leute man treffen kann und dass es generell das Paradies überhaupt ist. So zumindest hatte ich es irgendwie abgespeichert 😀 Wir kamen an und es war so ANDERS. Kein schlechter Ort, nette Leute und ein bezahlbares Doppelzimmer, das war schon super. Aber man hatte einfach das Gefühl in einem Hostel zu sein, nicht in einer super alternativen veganen Community, wie es auf dem Schild steht. Generell ist das Fat Cat ein wunderbares Beispiel für zukünftige Geschichtsstudenten, wie Gesellschaften alte Bräuche pflegen und Relikte bewahren, ohne zu wissen, warum sie eingeführt wurden und warum sie weiter gepflegt werden sollten. Da war mal eine super alternative vegane Community mit ganz tollen Werten und Menschen. Vielleicht werden diese Werte auch in der Zukunft von einigen neuen Leuten wieder entdeckt und mit neuer Energie gepflegt, jetzt war es für uns halt irgendwie nur just another place.
Ayayay, das wird ein langer Beitrag, ich merke es schon. Habt ihr Zeit? Ok dann weiter. Wir wussten tatsächlich direkt, dass wir nur ein paar Tage in Auckland bleiben würden, bevor wir mit dem Fernbus nach Rotorua (in der Mitte der Nordinsel) aufbrechen, und meinen alten neuseeländischen Mitbewohner Darren sowie meine immer-noch-Mitbewohnerin Natalie und ihre Mutter treffen, die den gesamten September in Neuseeland herum gereist sind. Das waren traumhaft schöne Tage, von denen ja Ly schon einiges geschrieben hat. Ich glaube, sie hat vergessen zu erwähnen, dass wir DURCH MORDOR ZUM SCHICKSALSBERG GEWANDERT sind! Naja fast. Aber zumindest in die Nähe davon
That’s what I’m talking about! So habe ich mir diese Neuseeland-Geschichte vorgestellt. Atemberaubende Wanderungen mit Wasser und Steinen und so. Generell muss ich feststellen, dass dieses Land wirklich so atemberaubend ist, wie einem alle sagen, die bereits hier waren. Während wir mit Darren unterwegs waren, sind wir in den Geschmack der heißen Quellen gekommen und besonders auf der Nordinsel jagt ein Traumstrand den nächsten. So etwa Piha Beach bei Auckland, zu der uns ein paar Leute aus dem Fat Cat mitgenommen haben:
Nach der Zeit mit Darren, Natalie und Kathrin fuhren wir mit dem Fernbus wieder zurück nach Auckland, um unser rollendes Zu Hause zu kaufen. Ich habe in der Zeit, in der wir weg waren, gemerkt, dass ich mich schon ziemlich auf ein Auto eingeschossen hatte, was wir bei unserem ersten Besuch in Auckland bei einem Händler gesehen haben. Meine größte Befürchtung während des Autokaufes war, dass wir es nicht wieder los werden nach unserer Zeit in Neuseeland, weil wir es genau zu der Zeit verkaufen wollen, in der alle Backpacker ihre Autos verkaufen wollen: zum Ende der Saison. Mich haben die meisten großen, klassischen Vans auch nicht überzeugen können, weil sie zu teuer, zu alt und zu verbraucht waren. Nachdem wir in Auckland noch einmal bei dem Händler vorbeigeschaut haben, haben wir direkt zugeschlagen und hatten zwei Tage später unseren Van nach einer unglaublich unbürokratischen Ummeldung bei der Post.
Schon vom Händler für self contained fertig gemacht, weshalb wir damit oft gratis campen können. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, das kann man jetzt schon erkennen. Unser Weg hat uns dann zu weiteren Freunden geführt, zu Philipp und Jasmin, mit denen wir dann eine ganze Weile an Campingplätzen bei Cambridge verbracht haben. Leider mussten wir direkt nochmal den ganzen Weg zurück nach Auckland fahren, weil die linke Schiebetür sich nicht öffnen ließ und wir noch eine 7-tägige Garantie vom Händler hatten, dass alles am Auto repariert wird, was in dieser Zeit anfällt. Und natürlich, waren wir erstmal da, kannte der Händler den Zaubertrick und schwupps, konnte man die Türe auf einmal doch von innen öffnen, sobald man den richtigen Winkel kannte, in der man ziehen muss. Ist wohl schon irgendwie kaputt, aber es tut erstmal, was es soll. Naja so hatten wir jetzt irgendwie 60 Dollar Sprit verfahren mit Hin- und Rückweg, aber immer noch billiger als ein Mechaniker, der sofort 90$ sehen will, sobald er anfängt zu arbeiten.
Zurück also zu Philipp und Jasmin und los ging er erneut, dieser unangenehmste Teil unserer Reise: die Jobsuche. Es war erstaunlich einfach. Schon in den Facebook-Gruppen hatte ich das Gefühl, dass sich nicht wie in Australien 10 Backpacker auf einen Job stürzen und den Arbeitgebern ihr Erstgeborenes für die Arbeit bieten, sondern dass das Verhältnis eher umgekehrt ist hier. Und so hatte ich nach ein paar SMS auch schon den Bewerbungsprozess für uns vier gestartet, um in Te Kaha auf einer Kiwiplantage zu arbeiten. Gleichzeitig haben wir uns noch in dem Nahe gelegenen Filmset für Hobbiton beworben, um dort zu arbeiten und hatten sogar direkt alle ein Vorstellungsgespräch! Die Leute waren super nett, aber wir haben leider nie wieder was von ihnen gehört. Das Risiko, vier Backpacker auf einmal als Arbeitskräfte zu verlieren, wenn wir keinen Bock mehr haben, war dann wohl doch zu groß.. Nach der verblüffend ereignisreichen Jobsuche haben wir Philipp und Jasmin erstmal zu den heißen Quellen mitgenommen, die uns Darren gezeigt hat.
Als es dann hieß, dass das Unterschreiben des Vertrages und unser Drogentest ein paar Tage nach hinten verschoben wurden, haben wir uns direkt noch ein bisschen im Redwood-Forst bei Rotorua umgesehen. Zeit kann man auch schlechter totschlagen.
Dann haben Ly und ich noch zwei Tage vor einem Baumarkt geparkt und mit reiner Muskelkraft und simpelstem Werkzeug eine Küche bzw. Fächer in unseren Van gebaut. Bin ich etwa doch handwerklich begabt?
Wahrscheinlich nicht. Ich führe nur mit meiner bescheidenen Muskelkraft aus, was sich das große Hirn von Ly ausdenkt. Das gemeinsame Herumfahren und Campen mit unseren Freunden aus Deutschland war sehr schön, irgendwann haben wir sogar angefangen, uns mit dem Kochen abzuwechseln. Das einzig Gewöhnungsbedürftige war das Umstellen auf die Sonnenzeiten. Man wacht so halb mit dem Sonnenaufgang auf, frühstückt, hat dann irgendwas zu tun und fängt um 3 Uhr nachmittags mit dem Kochen fürs Abendessen an, weil man vor der Dunkelheit mit Essen und Spülen fertig sein will und schon die Mücken einen zernagen.
Spätestens um 10 sind alle Lichter aus und alle im Van eingeschlafen, weil es draußen zu kalt wurde. Nach einigem Hin- und Her sind wir vor einer Woche schließlich an unserem Arbeitsplatz für die nächste Zeit angekommen: Te Kaha. Dazu aber in einem späteren Beitrag mehr. Aber die Blogeinträge dürften jetzt häufiger kommen, jetzt da wir eine feste Basis haben, mit WLAN und Dusche, man stelle sich vor!
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