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Willkommen beim wahrscheinlich letzten
von meiner Feder verfassten Blogeintrag dieser Reise! Bei Referaten an der Uni soll man den Zuhörern zu Beginn immer mitteilen, was einen grob zu erwarten hat, deshalb der Titel, welcher prinzipiell den Inhalt dieses Blogeintrags in chronologischer Reihenfolge wiedergibt. Gut für euch ist in diesem Fall, dass dieser Blogeintrag zunächst als Kontrastprogramm zum Letzten beginnen kann, gut nich? Uns gings nämlich gut und zwar bei der Erdbeerernte in Oamarau.

Reich geworden sind wir leider nicht. Gerade im zweiten Monat unserer Arbeit wurden uns nämlich die eh schon wenigen Stunden noch weiter reduziert, weil die Saison zu Ende ging und die Erdbeeren nur noch langsam und immer spärlicher nachwuchsen, weshalb wir für das Ernten aller Felder nicht mehr eine ganze Woche gebraucht haben sondern drei Tage. Aber unsere Chefin war total lieb und hat uns noch ein paar zusätzliche Jobs gegeben, um unsere Reisekasse noch weiter aufzubessern. An einem Tag sind wir zum Beispiel Reihe um Reihe eines noch zu bepflanzenden neuen Feldes abgelaufen und haben nichts anderes gemacht, als Dreck über die Ränder der Planen zu werfen, damit sie bei starkem Wind nicht weggeweht werden. Wie auch sonst bei der Farmarbeit in Neuseeland war es wieder mal beeindruckend, dass es Reihen um Reihen immer der gleiche Anblick ist:

Mach dieselbe Reihe nochmal! Alles klar, dieselbe Reihe!

Wenn man so eine Ernte als Unternehmen betreibt, kann es an manchen Tagen auch zu Ausfällen oder Ähnlichem kommen, weshalb wir an einem tragischen Tag eine halbe Wagenladung Erdbeeren in die Büsche kippen sollten. Sad!

Bedenklich für alle potentiellen Kunden mit Katzenhaarallergie war auch der Tag, als die Katze der anderen Backpacker mit zur Ernte kam und schamlos durch die Pflanzen gestiefelt ist. Na wenn das mal nicht Natur ist! Nur im Biomarkt, Packung 15€.

Hatschi!

Nach und nach füllten sich also unsere Bankkonten, auch weil wir darauf achteten, uns möglichst wenig vom Fleck zu bewegen, um Sprit zu sparen. Geld, Geld, Geld, aber was will man machen. Wir konnten dort umsonst mit dem Auto stehen, duschen und auch die Küche benutzen. Trotzdem wurde es nach und nach immer kälter, man kann als Feldarbeiter den Jahreswechsel einfach viel direkter spüren. Wenn man morgens vor der Arbeit im eiskalten Van aufwacht und dann diesen direkt erstmal verlassen muss, um sich fertig zu machen, lernt man die Schönheit einer vollständigen Wohnung sehr zu schätzen. Auch die Zeitumstellung erlebt man als Feldarbeiter viel krasser, auf einmal war es morgens beim Aufwachen wieder hell! Aber wie gesagt, unsere Stunden wurden reduziert und wir haben um jeden verdienten Dollar gekämpft. Oamaru, die Stadt bei der die Erdbeerfarm war, haben wir mindestens einmal die Woche besucht, um einzukaufen. Das ist eine ziemlich abgefahrene kleine Stadt, die merkwürdigerweise irgendwie total auf Steampunk abfährt, alle laufen in der Altstadt in witzigen Klamotten rum und in der Stadt gibt es das Steampunk Hauptquartier mit zahlreichem Gerümpel im Hof. Davor steht eine Lokomotive, die für 2 Dollar Feuer speit. Ok.

Insgesamt sieben Wochen waren wir auf der Erdbeerfarm und besonders in den letzten Tagen haben wir wieder gemerkt: Es reicht. Gar nicht unbedingt, weil die Arbeit ultra anstrengend ist sondern eher, weil wir jede Woche weniger verdienten, da die Stunden weniger wurden. Hat sich einfach kaum noch gelohnt, unsere kostbare Zeit in Neuseeland auf der Erdbeerfarm abzusitzen. Schließlich ging es also wieder los mit dem Reisen!

Was ich besonders an unserem Reisen geschätzt habe, war die Spontanität des Ganzen. Wir wussten bei unserer Abreise von der Farm zwar, dass wir einen Kreis um die Südspitze der Richtung fahren, aber nicht, in welche Richtung wir fahren wollten. Erst am Tag der Abfahrt im Auto haben wir nochmal das Wetter in beiden Richtungen gecheckt und festgestellt: Gegen den Uhrzeigersinn haben wir länger Sonne. Und go! Krass war diesmal: Das war wahrscheinlich unser letztes Reisen in Neuseeland, falls wir den Van in Christchurch verkauft kriegen. Falls nicht, dann folgt nochmal eine seeeehr lange Fahrt nach Rotorua zu Darren – bei dem wir das Auto eventuell lassen – oder nach Auckland.

Unser erster großer Stopp war Wanaka, was sich als Klein-Queenstown herausstellte: Eine Touristenstadt für Leute mit viel Geld. Nicht viel zu tun / zu sehen, wenn der Geldbeutel nicht überquillt vor Moneten. Um einen kleinen Einblick in den Touristenalltag zu geben: So sieht es aus, wenn man sich zu einer Hauptattraktion Neuseelands begibt, hier etwa der Wanaka-Baum, ein Baum im See:

Wie es da wohl an einem sonnigen Tag aussieht….

Aufgrund des sehr mauen Wetters haben wir etwaige Wanderungen sein lassen und sind direkt weiter gefahren. Es war eben doch schon Herbst, jeden Tag Sonne gibts jetzt nicht mehr, was das Reisen sehr einschränkt. Genauso wie die Kälte und das frühe Dunkelwerden, weshalb wir immer mehr auf unser großes Abendessen verzichtet haben und schön warmes schön fertiges schön fettiges Fastfood geholt haben, wann immer es die Gelegenheit gab. Auf ging es dann zu einem meiner absoluten Highlights in Neuseeland, Milford Sound.

Es war großartig! Lag aber eventuell daran, dass Ly und ich die Schiffsfahrt gut angeheitert angetreten haben. Man fühlte sich wirklich wie mitten in Herr der Ringe. Mit dem Schiff ging es aus dem kleinen touristischen Hafen hinaus zwischen den beeindruckenden Steilhängen die Bucht hinaus bis aufs Meer und wieder zurück. Ich kam aus dem Staunen überhaupt nicht mehr raus und war völlig begeistert. Wir haben oft gesagt bekommen, dass Milford Sound so völlig von Touristen überlaufen ist, aber weil man ja im bereits im Voraus gebuchten Schiff fährt, ist das eigentlich kein Problem. Unser Schiff war sogar das kleinste aller fahrenden Firmen, dank eines Tipps meiner Schwester 🙂

Meine Handykamera kann das Naturspektakel leider so GAR NICHT einfangen

Die Fahrt dorthin und zurück war auch etwas spektakulär: Man muss nämlich einen riesigen Umweg durch den Fjordland-Nationalpark fahren, um zu Milford Sound zu kommen, es führt genau eine Straße da hin und die ist mitunter sehr abenteuerlich, so etwa am Homer-Tunnel, einem der SEHR wenigen Tunnel in Neuseeland, die wir gesehen haben:

Die Leute stehen außerhalb ihrer Autos, weil man so etwa fünf Minuten vor der roten Ampel steht, bevor es von unserer Seite los geht. Und dann geht der Tunnel auch nicht einfach flach geradeaus, sondern hat konstant eine ziemlich beachtliche Steigung UND ist noch genau so breit wie EIN Wohnwagen, weshalb es sehr interessant gewesen wäre, wenn bei irgendjemand die Bremsen versagt hätten. Ob das ab und zu vorkommt?

Nach einer sehr coolen Höhlenerkundung und einem sehr witzigen Tag in Invercargill, an dem wir eigentlich nur im Auto vor einem Burger King standen und gewartet haben, dass der Autoladen aufmacht (es war Feiertag, weshalb der Laden erst um 1 öffnete), dann unser Kühlmittel in einer etwas zu kleinen Orangensaftflasche (2,4 Liter) angemischt haben und dann auch noch direkt zu viel Kühlmittel in den Tank reingefüllt haben. War witzig.

Nach Inverargill ging es weiter in die Catlins, wo wir einige Wanderungen gemacht haben und so abgefahrene Sachen gesehen haben wie einen im Boden versteinerten Wald:

Man kann schon verstehen, warum Fantasy-Filme gerne in Neuseeland gedreht werden…

Auch Wasserfälle gab es mal wieder reichlich, nur gelb-äugige Pinguine und Polarlichter gab es leider nicht für uns. Aber es stellt sich nach einer gewissen Zeit auch immer eine Sättigung ein, wenn man immer dem noch schöneren Strand, dem noch besseren Ausblick und dem noch krasseren Wasserfall hinterherjagt. Bei einer 3,5-stündigen Wanderung wollten wir eigentlich nur konstant wieder zum Auto zurück, weil das Wetter mies und der Ausblick nur mittelmäßig war. Wir sind also mittlerweile touristisch völlig versnobbt und somit mehr als bereit für die Rückkehr nach Deutschland. Aber irgendwas war da noch bevor wir fliegen können, was war das denn noch? Irgendwas mit viel Tränen und Pech.. Achja, das Auto. Muss natürlich erst verkauft werden, bevor wir das Land schleunigst im Klimaverpester verlassen können.

Auf ging es also nach Christchurch, wo wir seitdem auf einer Walnussfarm untergekommen sind und hier für Kost und Logis arbeiten, sodass wir keine allzu hohen Ausgaben haben, während wir parallel nach einem Käufer für den Van suchen. Wir sind mega zufrieden mit unseren Gastgebern hier, die uns königlich bewirten und helfen, wo sie können. Die Arbeit war die ersten paar Tage noch Walnuss-Ernte, bei der wir die drei Felder mit Walnussbäumen abgeerntet haben.

Derbe Verschwendung von Benzin, aber geht mich ja nichts an

Da wir bei unserem letzten Aufenthalt in Christchurch so eine Art Simulation des WOF, des neuseeländischen TÜV, machen haben lassen, wussten wir, dass wir noch ein paar Sachen reparieren mussten, bevor der Verkauf los geht. Ihr habt richtig gelesen, es geht schon wieder um das ver#@§&%e Auto. Bevor das losgeht, erfreut euch bitte an diesem Foto der hier auf der Walnussfarm lebenden Riesenkatze in einer Badewanne:

Ok, bereit? Alles klar, Vodka bereit stellen und los gehts.

Wie gesagt, wir hatten schon einen groben Überblick bekommen, was in etwa am Auto gemacht werden müsste. Manches, wie den Riemen an der Servo-Pumpe oder etwaige Öllecks haben wir erstmal getrost ignoriert und uns auf eventuell nicht so teure Sachen konzentriert. Neue Bremsscheiben selber einbauen? Kein Problem, Youtube sei dank und auch weil wir hier bei unserem wwoofing-Gastgeber Zugriff auch echtes Werkzeug haben, nicht nur unsere Grundausrüstung, die wir im Auto mit uns herumfahren. Es brauchte mehrere Anläufe, aber schließlich war es geschafft:

Seid stolz auf uns!

Neue Windschutzscheibe? Kein Problem, wir haben ja unsere Versicherung, die das immer schön gratis übernimmt 😀 Diese $70 für die Keine-Selbstbeteiligung-bei-Glasschaden waren die besten ausgegebenen Dollar in Neuseeland. Also auch geregelt, bleibt noch die Motorkontrolleuchte, die schon seit Dezember leuchtet. Sollte eventuell vor dem Kauf behoben werden, also ab in die von unseren Gastgebern empfohlene Dorfwerkstatt, die unsere neue Lambdasonde eingebaut hat. Und PUFF sind wieder $400 weg.

Ich habe mittlerweile eine beeindruckende Sammlung an Auto-Reparatur-Fotos

Und voilà, der Verkauf konnte losgehen. Da wir unser Auto mitten im Herbst verkaufen, waren wir darauf vorbereitet, dass wir nicht so viele Interessenten finden und weniger Geld bekommen würden, als wir dafür bezahlt haben. Aber wir waren motiviert! Ich bin mittlerweile Mitglied in ca. 10 Facebook-Gruppen, wo ich den Van alle zwei Tagen poste und wir haben auch ein bisschen Geld ausgegeben und für $30 das Auto noch beim neuseeländischen Ebay eingestellt. Schließlich haben Ly und ich uns noch die in Christchurch überall herumfahrenden E-Roller geholt und zwei Stunden lang alle Hostels der Stadt abgeklappert, um überall Flyer aufzuhängen.

Bei so viel Motivation muss doch was gehen könnte man meinen oder? Naja, nicht wirklich. Die Backpacker-Saison ist lange vorbei und die Stadt ist überflutet von Backpackern, die in 2-3 Tagen ihren Flug haben und deshalb völlig panisch die Preise für ihre Vans halbieren oder sogar vierteln, damit es noch irgendjemand kauft. Tja, wir haben aber Zeit, weshalb wir erstmal mit einem für diese Jahreszeit ziemlich hohen Betrag ($5900) eingestiegen sind. Wir hatten mittlerweile erst zwei Besichtigungen, obwohl wir den Preis sogar schon zweimal gesenkt haben. Die Angebote der Verzweifelten sind halt einfach besser, weil Verzweiflung.

Tja aber die zweite Besichtigung war dann tatsächlich insoweit erfolgreich, dass ich mich mit dem Typen auf 4.300 Dollar geeinigt hatte. Immerhin, oder? Ich habe also dann eine Werkstatt aufgetrieben, bei der ich am selben Tag noch den WOF bekommen konnte, damit es sich unser Herr Interessent nicht noch anders überlegt. Diese halbe Stunde Warten im Aufenthaltsraum der Werkstatt gehört definitiv zu den aufregendsten Momenten dieser Reise. Mit dem Bewusstsein, dass einiges im Van nicht so komplett in Ordnung ist, habe ich gehofft, dass sie vielleicht einfach ein Auge zudrücken, oder sich die Reparatur wenigstens bei den Kosten im Rahmen hält. Aber nein. Natürlich nicht. Denn wann hätte ICH mal Glück bei Autos gehabt? Nein, stattdessen ist das hier passiert:

Dem Mechaniker ist sogar des Platz im Feld ausgegangen, wo die Ablehngründe reinsollen. Verdammt. Er nimmt mich also mit in die Werkstatt, um mir einiges am Auto zu zeigen. Die Aufhängung sei bei allen vier Reifen angebrochen, wir hätten überall Öl aus verschiedenen Lecks, unter anderem an der Ventildeckeldichtung (die wir ja eigentlich in Hastings hatten reparieren lassen), der Riemen der Servolenkung würde bald reißen und und und und. AAAAAAAARGH!!!! Costa quanta? Alles reparieren zu lassen würde so ungefähr $3.000 kosten. WHUAT?? Tja, da hatte sich das mit dem Verkauf erstmal erledigt.

Ich bin sehr stolz zu sagen, dass ich diesmal nicht mal in die Nähe eines Nervenzusammenbruchs gekommen bin. Stattdessen haben wir versucht, ganz rational zu überlegen, was wir jetzt machen sollen. Wenn wir den Van für $3.000 reparieren lassen und dann für – wenn wir Glück haben – $4.000 verkaufen können, bleiben uns dann unterm Strich ganze $1.000. Durch zwei kriegt jeder noch krasse $500, weniger als ein Fünftel von dem, was jeder von uns in den Van investiert hatte. Uff. Unsere wwoofing-Gastgeber meinten dann, dass sich die Werkstätten hier oft Arbeit von dummen Backpackern besorgen wollen, weshalb manche beim WOF strenger sind als andere. Wir sollten es doch nochmal bei der örtlichen Dorfgarage versuchen, vielleicht ist da die Reparaturliste ja kürzer. Naja, warum nicht? Der WOF kostet „nur“ um die $50, das macht den $3.000-fetten Braten auch nicht mehr fett.

Aber schlau will man ja sein, weshalb ich heute früh noch einen Scheibenwischer ausgetauscht habe (auch ein Kritikpunkt) und Ly und ich uns unter das Auto gelegt haben und mit Lappen alle mit Öl vollgesifften Teile gesäubert haben. Könnte ja klappen oder? Naja, wir haben jetzt nicht wirklich viel davon erwartet und was kam raus? WOF bestanden, keine Beanstandungen. Wir sind ins Auto gerannt und so schnell wie möglich weggefahren, bevor es sich unser neuer Lieblingsmechaniker noch anders überlegen konnte. Krass oder? Wir haben nicht wirklich groß was repariert und trotzdem kamen wir heute einfach durch. Wir sind also heute sehr happy und können wieder mit neuer Motivation in den Autoverkauf starten, weil wir nicht unser ganzes Geld verlieren werden. Mega gut!

Falls das hier der letzte Blogeintrag von mir sein sollte möchte ich mich bei allen Lesern bedanken! Ihr habt mir die Motivation gegeben, diese Gedankenstütze nieder zu schreiben, damit ich mich in zwei Jahren auch noch an unsere krasse Wir-fliehen-vor-der-Realität-Reise erinnern kann. Kia ora!