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Man hätte ja auch an die Ostsee, in die Berge oder in so exotische Regionen wie Thüringen fahren können. Aber nein, um die Schrecken, Belastungen und Leiden des Studierendenlebens möglichst hinter sich zu lassen, fliegen Ly und Stefan in den australischen Winter. Selbst schuld, denke ich jetzt während den Strapazen einer irgendwas um die 48h dauernden Reise ans andere Ende der Welt, bei der wir um die Wette messen, wer weniger Schlaf, weniger Nahrung und Flüssigkeit zu sich nimmt und den Wettbewerb der Misere für sich entscheidet.

Jammer jammer denkt ihr jetzt, ich weiß. Der feine Herr fliegt mit seiner Freundin für ein Jahr ins Paradies und beschwert sich auch noch. Habt ja Recht. Das ist nur der sich anbahnende Jetlag, der gerade aus mir spricht. Kommen wir also zum angeberischen Teil.

Die Masterarbeit ist abgegeben! Das Studium ist (hoffentlich) erfolgreich beendet, mein Zimmer für ein Jahr untervermietet, Freunde und Familie wurden umarmt und die Reise und die Schreiberei beginnt erneut. Diesmal sind wir in einigen Hinsichten besser ausgestattet, als ich es in Kanada war. Zuerst bin ich nicht allein unterwegs, was die Erfahrung der 3-Tages-Freundschaften (ihr erinnert euch vielleicht) sehr abmildern dürfte. Dann haben wir eine Basis in Australien und Neuseeland, kennen bereits Leute da und treffen sogar einige Freunde aus Deutschland in Neuseeland wieder.

Bangkok war verrückt. Ly und ich waren beide noch nie in Asien und es ist schon sehr befremdlich, aus dem wohltemperierten Flughafen rauszukommen und in eine Dampfsaune zu treten, nach der man eigentlich sofort duschen will. Dafür werden die Cafés knapp unter 0 Grad runtergekühlt, man ist ja schließlich zivilisiert. Wir mussten aber dafür dann Jacken anziehen, als wir uns vor dem Regen in das Café gerettet haben.

Kalt oder heiß, Hauptsache Italien!

Diese superschnelle, teils völlig heruntergekommene, teils superschicke Stadt, in der sich die todesmutigen Auto- und Rollerfahrer darum streiten, wer bei den zahllosen Beinahe-Unfällen dem Tode näher war, in der viele kleine vor den Häusern aufgestellten Stände viele kleine gegrillte und nicht vertrauenswürdig aussehende Dinge verkaufen, war super interessant.

Was ich direkt vom ersten Augenblick an gemerkt habe, ist der Unterschied zum alleine reisen. Wo man oft der Situation ausgeliefert ist, sich in sein Schicksal fügen muss oder keine Ahnung hat, hilft es unglaublich, zu zweit zu sein und über alles reden zu können. Wir sind mittlerweile seit zwei Tagen bei meinem Großcousin in Melbourne und haben viel kambodschanisch gefärbtes Englisch und noch mehr Kambodschanisch gehört und wenn man die im Raum gesprochene Sprache überhaupt nicht verstehen kann, kann man sich schonmal verloren fühlen.

Der Start in dieses Abenteuer ist auch insofern anders als in Kanada, da wir eben nicht wie klassische Backpacker in einem Hostel starten und unter Zeit- und Gelddruck nach Arbeit und günstiger Unterkunft suchen müssen, sondern bei meinem Großcousin in einem eigenen Zimmer in (relativer) Ruhe ankommen können. Relativ, weil hier im Haus konstant kambodschanisches Halligalli herrscht. Wir sind seit gestern hier und alles war von der Vorbereitung von Heidis Geburtstagsparty geprägt, die vor ein paar Tagen 1 wurde. Zur Feier des Tages wurde das Haus mal so eben mit 50 Gästen geflutet, eine Menge an Essen produziert, die man sonst nur beim größten All-you-can-eat-Buffet finden kann und generell an nichts gespart. Man wird ja nur einmal 1! Gewissermaßen beginnt man ja dann erst, wirklich ein Alter zu haben, weil 0 ist man ja nicht. Aber 1 ist man und deshalb gibt es Essen. Und zwar derbe viel.

Ein kurzer Vormittag in der Küche – zack fertig Buffet

Generell wird unsere nächste Zeit hier weiter vom Klar kommen geprägt sein, von Bürokratie, Erwachsensein, Zurücklehnen, Pläneschmieden und Geld für unseren Flug nach Neuseeland ausgeben. Sicher wissen wir derzeit nur, dass wir am 26. August in Dunedin in Neuseeland sein wollen, weil Ly da auf einer Konferenz ihre Masterarbeit vorstellt. Die zahlen uns ihren Flug und das Hotel für eine Woche! Während sie also fleißig ist, wälze ich mich im Hotelbett oder erkunde die Stadt. Klingt doch gut. Haben gerade den Flug gebucht, unser nächster großer Reise-Meilenstein ist also der 25. August, an dem wir zu den Kiwis fliegen.

Wer hätte ahnen können, dass der Herbst hier auch kalt ist?