Da dies schon ein sehr einschneidendes Erlebnis war müssen wir das wohl beide mal niederschreiben. Und auch mein Beitrag ist seeehr lang geworden. Ich fange mal etwas früher an als Stefan…
Vor langer Zeit – erste Januarwoche
Nach den 70 km gravel Road (Schotterstraße) durch Te Urawera hatte Stefan gesagt, er wolle nie wieder so viel gravel Road fahren, das macht das Auto kaputt. Ganz kann man diesen Straßen leider nicht ausweichen in Neuseeland. Auf der Südinsel angekommen, hatte ich mich ausnahmsweise mal informiert, wo ich hin möchte (sonst organisiert Stefan die meisten Attraktionen und ich lehne mich zurück). Ich hatte eine Küstenstraße gefunden, die voll von schönen Sehenwürdigkeiten stecken sollte. Auf ging es, erstes Ziel der Robin Hood Bay Campsite! Kurz vor dem Ziel sah man schon auf google Maps, dass die Straße, die nun direkt am Meer entlangführen würde und etwas kurvig sein könnte. Es war eine gravel Road, die schlechteste die wir je gefahren sind, es ging in Serpentienen hoch und runter, es gab Riffel in der Straße, Schlaglöcher und große Steine. „Das bringt unser Auto um!“, flucht Stefan. „Sollen wir umkehren?“ „Naja zum Campsite sind es nur 7 Minuten, das wird wohl noch gehen.“ Wir sind uns einig und er fährt weiter. Plötzlich, auf einer sehr steilen Strecke Bergab beginnt er wieder laut zu fluchen. „Was ist los?“, noch während ich frage hält er an. „Es ist einfach ausgegangen. Ich weiß nicht was los ist, ich habe keine Servolenkung mehr und keine Bremsunterstützung.“ Nun stehen wir also da, mitten auf der steilen Straße. „Okay, dann warte mal einen Moment und dann starte neu, vielleicht gehts dann, dann fahren wir zu dem Campingplatz und überlegen weiter, umdrehen können wir hier eh nicht.“ Und tatsächlich, wir warten ein paar Minuten, das Auto springt an und alle Unterstützung funktioniert einwandfrei. Nur wir sind nun etwas besorgt…
Doch für die nächsten Wochen geht alles glatt und wir vergessen langsam den Vorfall wieder. Nach ein paar Wochen trauen wir uns auch wieder auf flachere gravel Roads und auch dort geht alles gut…
Dann vor ein paar Wochen in Nelson – zweite Februarwoche
Wir kommen gerade von unserem einwöchigen Festivaltrip zurück und fahren direkt nach Nelson. Dort können wir uns duschen, Wäsche waschen und erledigen was noch alles nach einer Woche extremcamping nötig ist. Wir sind entspannt, keine gravel Road weit und breit. Alles gut ausgebaute Straßen.
Das einzige was uns beschäftigt sind die Feuer, die rund um Nelson ausgebrochen sind. Überall passiert man nun auf gelb oder rot gestellte Feuerwarnschilder.
An Tag zwei, es ist Sonntag, wir wollen gerade von dem Stadtcampsite zurück nach Stoke, ein Vorort von Nelson um uns dort mit ein paar Freunden (Hendrik und Valerie) treffen, als nach 5 Minuten Fahrt mitten auf dem gut betonierten Highway folgendes passiert:
„Es ist aus!“, ruft Stefan schokiert. Die Straße führt gerade einen Hügel hinunter, dichter Verkehr vor und hinter uns: „Der Motor ist einfach ausgegangen!“ „Echt? Da vorne ist eine Bushaltestelle/Bucht, da kannst du anhalten.“ Die Autos rasen an uns vorbei. „Was ist passiert?“, frage ich. „Ich weiß nicht, die Straße ist doch völlig normal, kein Schotter, keine Riffel… Der Motor ist einfach ausgegangen. Ich glaube es hat vorher noch die Tankanzeige geblinkt.“ „Aber der Tank ist doch voll? Wir haben gestern getankt.“, ich bin verwirrt. Stefan versucht zu starten, der Motor startet und stoppt direkt wieder. „Oookay… das ist jetzt ungünstig.“, gebe ich geistreich von mir: „Ich nehme an Abschleppdienst ist sau teuer…“ „Ja, aber was sollen wir machen?“ „Lass uns erstmal überlegen was es sein kann, ob wir das fixen können, wir stehen ja nicht so im Weg. Vielleicht ist irgendeine Flüssigkeit leer?“ Wir checken alles und sind genauso schlau wie vorher, mit unserem fundierten Nichtwissen sind wir leider keinen Deut weiter gekommen. Das Internet nennt uns tausend Gründe, aber eigentlich hilft es überhaupt nicht. „Versucht nochmal, jetzt konnte der Motor ja etwas abkühlen, vielleicht hilft das ja, oder keine Ahnung, was anderes…“, schlage ich als letztes nocheinmal vor. Und tatsächlich, er springt an!
Wir fahren direkt zu einer Werkstatt, die zum Glück nicht weit weg ist (5 Minuten). Stefan fährt besonders behutsam. Wenig Gaß geben, nicht anhalten… und es klappt, wir erreichen die Werkstatt. Phuuuu..
Leider stellt sich dort aber heraus man hat frühestens in 2 Tagen für uns Zeit, wir laufen zu Fuß zu einer weiteren, diese hat erst in 3 Tagen Zeit… „Da vorne müsste auch noch eine Werkstatt sein.“, sagt Stefan und führt uns zur dritten und letzten Möglichkeit in laufreichweite. Es ist ein Mechaniker der an Oldtimern herumbastelt. Wir fragen ihn, ob er mal unser Auto anschauen kann und als er bejaht fahren wir unser Auto vor. Kein Problem, er kann es leider auch nicht Rekonstruieren. „Das können 100 Gründe sein, danach zu suchen kostet euch viel Geld und ich bin kein Mechatroniker, ich kann den Autocomputer nicht auslesen. Ich schlage vor, fahrt einfach weiter bis das Problem häufiger auftritt, dann hat der Autocomputer viele Fehlermeldungen geworfen die einem Mechatroniker dann mehr Hinweise geben können.
Keine Reperatur heißt kein Geld ausgeben, wenn er das so vorschlägt, dann lass uns weiterfahren. Wir verbringen noch einen Tag in Nelson das gerade ultra verrußt ist, weil mehrere Feuer ausgebrochen sind. Nach einem Tag fühlen wir uns einigermaßen sicher, dass das Auto okay ist und fahren weiter über Motueka nach Westport um Stefans Schwester zu treffen. Der Umweg war notwenig, da teile der normalen Strecke gesperrt sind wegen des Feuers.
Rund um den Schicksaalstag, den 12. Februrar – mitten im Nirgendwo bzw Hari Hari
Nach einem freudigen Treffen auf unser zwei Gäste sind alle Sorgen vergessen und es geht los. Wir fahren mit Nicole und Manu entlang der schönen, aber etwas von Regen geprägten Westküste.
Am zweiten Abend mit den beiden geht die ganze Automisere erst richtig los. Auf der Suche nach einem Campsite verschlägt es uns wieder ins Nirgendwo, kein Empfang kein gar nichts nur Gravel Road… Angekommen am Campsite begrüßt uns ein Schild der ansässigen. Campsite Full! Wir werden weggeschickt und kämpfen uns gerade die gravel Road Richtung Hauptstraße zurück, als es passiert.
„Es ist schon wieder ausgegangen! Eine Kathastrophe ist das mit diesem Auto! Nichts funktioniert! Ich würde es am liebsten anzünden!“, Stefan flucht und lässt das Auto noch ein Stück rollen, dann hält er an. Wir informieren Manu und Nicole und stehen mit ihnen gemeinsam auf dieser einspurigen Straße einwenig im Weg. „Das hatten wir schonmal, aber es müsste nach 10 Minuten einfach wieder anspringen, kein Problem!“ Wir planen mit ihnen, welchen Campsite wir als nächstes ansteuern wollen und warten bis unser Auto tut, was es in diesen 10 Minuten wohl tut um wieder zu funktionieren. Endlich sind sie um, wir springen ins Auto, starten es und es läuft! Na also, kein Problem! Ich stelle mich schon darauf ein, dass wir das jetzt wohl einfach immer mal erleben. Liegenbleiben, 10 Minuten warten, weiter gehts. Aber nichts da! Nach vielleicht 100 Metern geht der Motor wieder aus. Wir sind immer noch auf der selben Schotterstraße. Und was nun? Wir können schlecht in 100 Meter Schritten zum nächsten Campsite oder einer Werkstatt fahren… Vielleicht haben wir ja etwas falsch gemacht? Vielleicht hat Stefan zuviel oder zuwenig Gaß am anfang gegeben? Eine unbegründete Hoffnung keimt und wir entscheiden nochmal zu warten. 10 Minuten sind um, nichts passiert. Vielleicht müssen wir ja länger warten und können dann wenigstens von dieser Straße herunterfahren? Und was machen wir so lange?
Kurz darauf erleben Manu und Nicole ein ganz besonderes Camping. Stühle und Tische sind ausgepackt und wir sitzen am Straßenrand und essen unser Abendessen. Gut dass man seine Küche und das Esszimmer immer dabei hat!
Keiner wagt über die nächsten Schritte nachzudenken, aber eigentlich sind sie klar. 1- Wir müssen von der Straße, 2. Wir müssen in eine Werkstatt. Während wir so essen und warten das unser Auto sich von alleine heilt, hält schon die erste Local mit ihrem Auto an und meckert: „Hier ist aber kein Campingplatz!“ Dass unsere Motorhaube offen ist und wir ihr erklären, dass wir nicht wegkommen interessiert sie nicht. Abschleppen will sie uns nicht und verstehen sowieso nicht… Soso, es gibt doch auch unfreundliche Menschen in Neuseeland.
Nach dem Essen setzen wir uns abfahrbereit in unsere Autos, haben uns gegenseitig gut zugesprochen und los gehts. Nur Stefan ist etwas skeptisch, und das leider zurrecht, denn es passiert nichts. Der Wagen springt an und geht sofort wieder aus. Die nächsten Schritte sind leider unausweichlich. Abschleppen… Wir finden einen sehr verschrobenen aber freundlichen Local der uns bis zur Hauptstraße abschleppt. Rückwärts weil wir keinen Abschlepphaken haben! Stefan zeigt sich als wahrer Meister im Rückwärtsfahren und wir kommen fast ohne Panne an. Fast, denn auf den letzten Metern fährt der Local sein Auto rasant um eine Kurve, ganz nah an einem anderen Van vorbei. Stefan der Rückwärts nicht soviel sieht verfehlt den Van knapp, kann ihn aber noch mit unserem Seitenspiegel streifen. Es ist aber bis auf ein paar Kratzer nicht wirklich etwas passiert. Außer das mein Armer Freund direkt einen weiteren Schock erleiden musste.
Lydia versucht bei all dem Ruhe zu bewahren. Sonst bin ich ja diejenige die Beistand braucht, aber beim Auto wird Stefan manchmal schwach und ich muss dann Stark sein. Er hat den Glauben er sei verflucht und all seine Autos gehen den Bach runter. Ich musste schon sehr stark sein, bei den ganzen Ereignissen immernoch dagegen zu halten… Aber zurück zur Situation: „Kein Problem, wir sind versichert.“, erklären wir den Backpackern, deren Auto wir geschrammt haben. Die beiden sind allerdings kaum interessiert. Sie betrachten ihren Schaden mit Verwirrung, wirken sehr verpeilt und haben irgendwie nichtmal richtig interesse unser Namen oder ähnliches zu notieren. Wir drängen ihnen unsere Emailadresse auf, machen selbst ein paar Fotos und haben seitdem nie wieder etwas von den beiden gehört.
Der Local verzieht sich, die Nacht bricht langsam herein und wir entscheiden wir warten nicht bis zum Morgen sondern versuchen schonmal herauszufinden wie es weitergeht. Wir befinden uns natürlich immernoch an einem Ort ohne Empfang. Stefan und Manu fahren also los das Internet zu suchen wärend Nicole und ich uns ein bisschen mit den beiden merkwürdigen aber netten Backpackern unterhalten.
Stefan und Manu kommen nach einiger Zeit erfolgreich zurück und kurz darauf auch der Abschleppdienst in Form von einem scheinbar gerade aus dem Bett aufgestandenen Mechaniker, der uns in seine Werkstatt abschleppt.
Wie Stefan schon sehr schön beschrieben hat konnte uns der Mechaniker leider nicht helfen. Einen Tag suchen, vermeitliches Problem, Benzinpumpe, gefunden, am nächsten Tag eingebaut, nix passiert…
Nun standen wir da, im strömenden Regen, unsere Gäste weitergezogen, auf dem Werkstatthof und aßen ein karges Mahl. Es war Valentinstag, keiner von uns hatte einen Gedanken daran verschwendet, Möglichkeiten hatten wir auch nicht und Aufgrund der Unbeweglichkeit des Autos waren wir auch seit Tagen nicht einkaufen… Das Kaff Hari Hari hat keinen eigenen Laden… Mit viel Fantasie gab es dann trotzdem ein feierliches drei Gänge Menü: Zur Vorspeise anderthalb Möhren, Hauptgang Cornflakes mit einem Schlückchen Milch und das Dessert war ein einzelner Apfel. Unser Tiefpunkt wurde von allen Seiten kräftig unterstützt. Die am morgen kommende Rechnung vor Augen wäre sowieso jedes weitere Geld ausgeben, für Dinge wie essen gehen, ausgeschlossen.
So eine Reise ist wirklich ein guter Test der Beziehung und ich würde sagen spätestens in diesem Moment wussten wir, wir haben bestanden. Wir kuschelten uns aneinander und erwarteten ergeben die nächsten Tage, die hoffentlich (leider auch wahrscheinlich mit viel Geld und Zeit) endlich Besserung bringen würden.
Und tatsächlich, es wurde besser! Viel besser!
Erstens konnte ich endlich auch mal etwas tun und habe uns einen Woofing Host besorgt der uns aufnehmen würde, für die Zeit der Reperatur unseren kleinen Hauses. Außerdem war die erste Rechnung doch nicht so riesig, da der Mechaniker uns nur eine halbe Benzinpumpe berechnet hat und uns seine Arbeitszeit einfach schenkte. Und zu guter Letzt wirkte die neue Werkstatt sehr kompetent und wir bekamen die Hoffnung, dass unser Auto doch noch nicht verloren war. Nur einige Reisetage mit Stefans Schwester waren verloren und das traf vor allem Stefan natürlich sehr hart. Warum gerade jetzt?
15. – 20. Februrar– Hokitika
Unser Woofing war wundervoll und konnte uns sehr gut von der ganzen Misere Ablenken. Und nach 5 Tagen war dann auch irgendwann das Auto repariert und wir konnten wieder losfahren. Mit neuer Hoffnung und einigem Zeitdruck haben wir entschieden die Westküste im Schnelldurchlauf abzuschließen um möglichst bald bei Nicole und Manu aufzutauchen. Doch da sollte es doch direkt nochmal einen Dämpfer geben, der auf uns wartete.
Wir waren schon einige Zeit gefahren, mindestens 2 Stunden, waren schon weit hinter Hari Hari… Ihr habts ja bei Stefan schon gelesen: strömender Regen, wie an der Westküste üblich und plötztlich geht der Scheibenwischer aus. Ohne Sicht steuert Stefan den Van in eine kleine Feldeinfahrt und da stehen wir. Kaum ist das Auto aus springt es auch nichtmehr an. WAS ZUR HÖLLE IST MIT DIESEM AUTO??? Wir sind ratlos. Es war dieses Mal leicht anders als sonst, aber ist das besser oder schlechter? Es ist nicht gut! Stefan dreht sich zu mir um und sagt ganz ruhig, er müsse jetzt mal kurz schreien. Steigt aus, schließt die Tür und ich höre ihn einen Moment wüten. Irgendwie musste ich dabei Grinsen. Er weiß schon echt sich zu beherrschen und mich nicht mit fertig zu machen. Und so seine Gefühle entströmen zu sehen beziehungsweise zu hören empfand ich doch als sehr gesund. 🙂
Danach rief er dann ganz ruhig den Mechatroniker an, der ja offenbar irgendetwas falsch gemacht haben musste. Die Batterie sei leer, wir müssten zurück… Wir schafften es nach einer Starthilfe gerade so zu einer kleinen Werkstatt, die zum Glück noch offen war. Und während wir noch erklärten was passiert sei, kam auch schon die Lösung: Die Lichtmaschiene ist nicht angesteckt. WAAAAS? Wie kann eine Werkstatt so einen Fehler machen und uns so losschicken auf das unsere Batterie ganz langsam leergesaugt wird? Wir waren sauer, aber es lies sich nichts machen und schließlicht sind wir dann doch einfach weitergefahren und seit dem ging alles gut.
Die Jagt Nicole und Manu hinterher
Somit hieß es erst Richtung Haast, noch ein wenig diese Regenlandschaft bewundern.
Dann am nächsten Tag weiter nach Wanaka und dabei schnell ein paar Wasserfälle angeschaut die bei dem strömenden Regen besonders eindrucksvoll waren. Die „blue Pools“ die auf den Google Bildern wunderschöne Farben haben waren dafür allerdings Matschfarben…
Als wir dann noch am Noch am selben Tag die andere Seite der Berge erreichten, erreichte uns auch der krasseste Wetterwechsel. Gestartet im strömenden Regen mit kalten vielleicht um die 15 Grad und gelandet im strahlenden Sommerschein bei Temperaturen Richtung 25 Grad. Hier ein Foto wie es dann ab Nachmittags für uns aussah…
Wieder vereint
Als wir dann endlich den Happy Campers Van auf unseren ausgesuchten Campsite rollen sahen ging das schöne Reisen durch Neuseeland endlich wieder richtig los! Wir haben viele schöne Orte mit Nicole und Manu besucht. Türkis-blaue Seen bewundert, Gletscher und Eisbrocken in Gletscherseen, bunte Vögel, Robben und schließlich sogar Delfine auf die ich schon so lange gehofft hatte!
Mit ein paar letzten Bilder davon möchte ich mich verabschieden. Wir sind jetzt erstmal die nächsten Wochen arbeiten, wovon wir dann wahrscheinlich in ein paar Wochen auch schreiben werden. 😉
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